Original Artikel aus dem September 2020
Liebe Freunde der Teigkugel, sind wir mal ehrlich! Jeder Karpfenangler hat einen Hersteller, Sorte und Durchmesser an Boilies denen er sein besonderes Vertrauen schenkt. Dies ist sicherlich nicht unbegründet, da man einen besonderen Fisch oder einen guten Lauf mehrerer Fische gerne der so genannten „Wunderkugel“ zuschreibt. Teilweise wird sogar das ganze Jahr über mit dem gleichen Köder geangelt, dass höchste der Gefühle scheint bei vielen ein kleinerer Durchmesser im Frühjahr zu sein…
Eine Sache, welche mir in meiner eigenen Angelei auf Karpfen selbst auch schon aufgefallen ist und von der ich mich nur schwer gelöst habe! Zu viele Fische gingen auf das Konto einer bestimmten Sorte / Typ Boilies und genau deshalb wurde auch immer wieder damit geangelt. Egal welches Gewässer, egal welche Jahreszeit. Und ging einmal nichts, wurde das Ganze auf den Luftdruck, die Laichzeit, uvm. geschoben. Auch auf unterstützende Worte von „Kollegen“ braucht man nicht zu hoffen: „Hier läuft nur Würzig“, „Partikel kannst du vergessen, da fängst du nur Brachsen“ und viele weitere Aussagen habe ich schon gehört! Lasst euch nichts einreden und traut euch auch mal aus der Reihe zu tanzen. Genau dieses besondere, scheint bei den Karpfen so gut anzukommen!
Ihr stellt euch nun sicherlich die Frage, ob man die Fische an einen neuen Köder oder Geschmack erst mal mit vielen Kilogramm Futter gewöhnen müsse. Diese Erfahrung habe ich hier nicht gemacht! Besorgt euch am besten ein paar Köder, die offenbar (ganz genau weiß man das ja oft nicht) niemand anderes an dem von euch beangelten Gewässer benützt und wagt das Experiment! Eine Hand voll dieser Köder verteilt Ihr um den Hakenköder und lasst euch überraschen!
Auch bei mir ging der Plan mit der „Joker-Rute“ immer wieder auf! Zuerst wurde an einem kleinen Vereinssee geangelt, welcher einen im Gewichtsdurchschnitt relativ kleinen Bestand aufweist. Als erstes wollte ich „Ready Partikel“ testen, wobei ich als Hakenköder Tigernüsse und Kichererbsen herauskramte, da diese wunderbar am Haar präsentiert werden können. Ich war doch sehr überrascht, als ich nach einigen Tagen ein Resümee gezogen hatte. Denn die Anzahl der Bisse unterschied sich nicht vom gut fängig würzigen Standartköder, wovon ich im ersten Schritt auch nicht unbedingt ausgegangen war. Es wurde lediglich eine Brachse als Beifang verzeichnet, sonst waren die Fänge beider Köder auch was das Gewicht der Fische angeht auf Augenhöhe! Nun war es an der Zeit weitere Köder ins Rennen zu schicken, etwas GROßES! So hatte ich von einem Hersteller 24mm Sinker und dazu passende Popups in Fruchtigen Aroma ausgewählt. Des Weiteren hatte ich mir drei Kilo von sehr Süßen 30mm Boilies organisiert. Diese wurden nun parallel zueinander ins Rennen geschickt. Die 24mm Boilies wurden dabei als Schneeman präsentiert, um sich größentechnisch von der 20mm Einheitsgröße abzuheben.
Es passierte die ersten Abendstunden erst mal nichts! Da kommen natürlich erstmal Zweifel auf, woran es denn wohl liegen mag. Am Geschmack, der Größe oder ob der Platz durch das Angeln mehrerer Tage „verbrannt“ sein könnte?! In der Nacht und am Morgen dann die erlösenden Läufe!
Je einen Fisch konnte ich auf die neu ins Rennen geschickten Köder verbuchen und diese konnten sich dann doch sehen lassen! Beide Fische waren mit rund 10 Kilogramm über dem Durchschnitt des Gewässers, was ich mir eigentlich nur durch die Größe der Köder erklären konnte. Die vielen kleinen Fische wurden hier wohl durch die Größe des Köders aussortiert. Eine These die nicht neu ist, aber trotzdem gut zu wissen, dass es funktioniert!
So zog das Frühjahr an mir vorbei und auch die etwas größeren Seen wurden durch die vielen Sonnenstunden sehr schnell warm. Jetzt wollte ich hier meine Versuche fortführen, denn das Durchschnittsgewicht liegt hier doch höher als am ersten Gewässer und hat einen ganz anderen Charakter. Mit dem Gedanken die komplett identische Vorgehensweise wie am ersten Gewässer durchzuziehen, war ich doch sehr gespannt, wie sich die Situation hier darlegen würde. Als einziger Unterschied, hatte ich dieses Mal auch deutlich kleinere Boilies der 15mm Größe in fruchtiger Ausführung mit im Gepäck.
Und während der Standardköder hier und da einen Fisch ans Band brachte, lief der 15mm Fruchtboilie leider gar nicht erst an. Nach zwei Tagen und ohne Biss musste ich eingreifen und entschloss mich in den nächsten Tagen auf den Süßen 30mm Knödel zu wechseln und dazu eine Hand voll weit zu verstreuen. So wurde diese Strategie einige Tage später umgesetzt.
Was wahr denn hier los!? Der Süße 30mm Boilie brachte mir Biss auf Biss. Der zweite Bissanzeiger schwieg! Zur Krönung des ganzen wurde ich mit massiven Fischen über dem Seedurchschnitt belohnt! Und so habe ich durch einfaches wechseln der Köder einiges über meine Gewässer gelernt und auch noch hervorragend gefangen! Versuch macht klug, ich zumindest werde ab sofort mehr Varianz in die von mir verwendeten Köder bringen!
Petri Heil, Markus Hahn